Naive Tipps eines noch immer
hoffnungsvollen Dozenten
In den folgenden Abschnitten habe ich ein paar Gedanken in der
Hoffnung zusammengetragen, daß diese Ihnen beim Studieren
helfen. Ich habe die Anregungen positiv formuliert; sie
resultieren allerdings daraus, daß genau das Gegenteil getan
wurde, was ich für äußerst unproduktiv halte.
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Vorlesungen
- Arbeiten Sie die Vorlesungen nach. Nutzen Sie dazu die Übungen.
- Fragen Sie den Dozenten. Nutzen Sie die
Sprechstunde. Quetschen Sie den Assistenten aus!
- Kaufen Sie sich ein Buch! In Theoretischer Physik sind
Sie mit 4-5 Bänden Greiner bzw. Nolting super versorgt!
- Kaufen Sie Mathematica o.ä. oder lassen Sie sich soetwas
zu Weihnachten schenken. Das hilft im Praktikum, in
Mathematik, in Experimentalphysik und Theoretischer Physik.
- Viele Wahlpflichtvorlesungen haben keine Übung. Arbeiten
Sie diese trotzdem nach, sonst ist die Sache für die
Katz. Lösen Sie kleine Probleme aus dem Gebiet.
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Übungen
- Bringen Sie zu Präsenzübungen ihre Unterlagen mit.
- Geben Sie Ihre Lösungsversuche auch dann ab, wenn das
keine Pflicht ist. Die Rückmeldung hilft Ihnen.
- Daß die Abgabe keine Pflicht ist, heißt nicht, daß dieses
Gebiet unwichtig ist. Lassen Sie sich nicht durch äußeren
Druck steuern.
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Klausuren
- Seien Sie knallhart zu sich selbst, bevor andere,
z.B. der Dozent, es sind.
- Lösen Sie zur Vorbereitung Übungsaufgaben und potentielle
Fragen im stillen Kämmerlein ohne nachzuschauen. Das gibt
Ihnen eine ehrliche Rückmeldung über Ihre wirklichen
Kenntnisse.
- Sie können sich auch mit anderen, z.B. abends in einem
Seminarraum, treffen und sich gegenseitig Fragen stellen, die
jeweils einer an der Tafel beantwortet. Danach können Sie
zusammen diskutieren, wie Sie die Lösung finden und was man
noch besser machen könnte.
- Erarbeiten Sie sich selbst eine geschriebene Übersicht
über die Grundgleichungen und Grundaussagen der Vorlesung.
- Überlegen Sie, ob Sie einige Aussagen nicht auch schon in
anderen Vorlesungen gesehen haben. Schauen Sie nach. Notieren
Sie die Querverbindungen. Vermeiden Sie Schubladendenken.
- Machen Sie sich einen groben Zeitplan, wie weit Sie wann
sein wollen.
- Verborgen Sie nicht Ihr Material. Wenn Sie jemandem
helfen wollen, soll er es kopieren und Ihnen Ihre Sachen
wiedergeben.
- Bereiten Sie sich auf die Nachbesprechung einer Klausur
vor. Gehen Sie da nicht ohne Unterlagen hin.
- Auch wenn die Klausur vorüber ist, rechnen Sie diese zu
Hause noch einmal nach. In Zeiten von Freischuß, erster und
zweiter Klausur ist das eine vernüftige Strategie.
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Praktische Tipps
- Überprüfen Sie Einheiten. Masse gleich Länge geht nicht.
- Machen Sie sich den Charakter einer Größe klar. Vektor gleich
Zahl geht nicht.
- Machen Sie sich den Charakter einer Aussage
klar. Meinung, Beispiel, Hypothese, bewiesene Aussage? Sollten Sie zum
Beispiel rausbekommen, daß die Unbestimmtheitsrelation
verletzt ist, stimmt was mit Ihrer Rechnung nicht. Die
Unbestimmtheitsrelation ist bewiesen, und Sie sollten das
nicht nur wissen, sondern diesen Beweis auch kennen.
- Graphiken können nicht groß genug sein. Zeichnen Sie
sauber; das ist die halbe Miete!
- Bevor Sie loslegen, machen Sie sich klar, was gegeben und
was gesucht ist. Schreiben Sie das hin.
- Denken Sie erst einmal über das Abstraktionsniveau einer
Aufgabe nach. Geht es um eine allgemeine Aussage oder um ein
spezielles System? Also, wenn nach der Schrödingergleichung
oder nach dem statistischen Operator des kanonischen Ensembles
allgemein gefragt wird, dann ist der Hamiltonoperator
unspezifiziert, d.h. weder der Zeeman-Term noch die freie
Bewegung noch irgendwas, sondern einfach H.
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Wird fortgesetzt.
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