Prof. Dr. Jürgen Schnack Universität Bielefeld
Fakultät für Physik
D-33501 Bielefeld
Tipps für die Examensarbeit
Eine Examensarbeit ist ein Meilenstein in Ihrem Studium. Am Ende halten Sie ein Produkt in den Händen, auf das Sie stolz sein sollen. Es soll wissenschaftlich bestehen, und eventuell wollen Sie es auch Ihrer Familie oder Freunden zeigen.
Auf dieser Seite habe ich für Sie ein paar Tipps für die Examensarbeit zusammengestellt, damit diese gelingt.


Vorbereitung
  • Machen Sie sich klar, was das Problem ist. Gegeben, gesucht?
  • Lesen Sie etwas zur Einordnung des Problems in das Gebiet. Wo kommt der Hamiltonoperator her? Ist das eine Näherung? Warum?
  • Warum macht man das alles? Was möchte man herausbekommen?
  • Wenn Sie Fragen haben, scheuen Sie nicht davor zurück, diese zu stellen. Das hat keine Auswirkung auf die Bewertung Ihrer Arbeit. Wir sind dazu da! Wenn Sie nicht kommen, können wir nicht wissen, dass Sie Hilfe brauchen.
  • Diskutieren Sie mit dem Betreuer (also mit mir)!
  • Diskutieren Sie mit Kommilitonen, diskutieren Sie mit den anderen Mitarbeitern der Gruppe.


Durchführung der Arbeit
  • Machen Sie sich das Problem erst einmal auf dem Papier klar, bevor Sie losprogrammieren.
  • Dokumentieren Sie das Programm, Ihre Ideen sowie die Ergebnisse. Als Mitarbeiter der Gruppe bekommen Sie Papier, Stifte und Aktenordner sowie ausreichend Festplattenplatz kostenlos. Daran soll es nicht scheitern!
  • Wenn etwas unklar ist: diskutieren, nachdenken, diskutieren, nochmal nachdenken.
  • Ergebnisse: erst nachdenken, dann mit dem Betreuer diskutieren. Können Sie das Ergebnis interpretieren?
  • Überlegen Sie, welche Fälle (z.B. Parameter des Hamiltonians, Temperaturen, Magnetfelder) interessant bzw. typisch sind. Warum?
  • Wenn Sie eine Aussage machen wollen, überlegen Sie sich, welche Rechnungen das unterstützen.
  • Wenn Sie ein Ergebnis interpretieren, seien Sie vorsichtig mit verallgemeinernden Aussagen.


Schreiben der Arbeit
  • Besorgen Sie sich ein Latexfile, das schon für eine Examensarbeit verwendet wurde. So brauchen Sie nicht alles neu zu lernen.
  • Machen Sie sich eine Gliederung.
  • Überlegen Sie sich, was wirklich nötig ist.
  • Versetzen Sie sich in einen potentiellen Leser, z.B. einen Kommilitonen, hinein. Was müssten Sie dem erklären, damit er das Thema versteht? Was braucht der nicht wirklich?
  • Graphiken: deutliche Kurven, große Beschriftung (auch wenn Sie denken, das sei ja für Blinde). Warum haben Sie diese Fälle ausgewählt und keine anderen?
  • Wir betreiben Naturwissenschaft; mit Aussagen wie "immer" und "nie" sollten Sie vorsichtig umgehen, denn diese haben eine mathematische Bedeutung, nämlich immer und nie!
  • Aussagen wie "gewöhnlich ist das so und so" sollten Sie zumindest mit Zitaten belegen.
  • Beschreiben Sie die numerische Methode und ihre Umsetzung: Sie brauchen keinen Quellcode anzugeben, aber der Leser sollte verstehen, was Sie wie gemacht haben. Den Quellcode können Sie auf einer CD oder einem flachen USB-Stick der Arbeit beilegen (einkleben); das wäre ein echtes Plus.
  • Korrekturlesen, Korrekturlesen, Korrekturlesen. Und wenn Sie nichts mehr sehen, sollten Sie einen Kommilitonen fragen, der es kritisch lesen soll. Sie können ja anbieten, dass Sie dessen Arbeit lesen.
  • Auch für Latex gibt es "spell checker", z.B. ispell.
  • Zitieren 1: Sie sollten die Väter und Mütter wichtiger Ansätze und Ideen durch Zitate würdigen. Manches ist natürlich inzwischen Allgemeingut und wird nicht mehr zitiert, z.B. Erfindung der Prozentrechnung oder der Maxwell-Gleichungen.
  • Zitieren 2: Alles, was definitiv nicht von Ihnen ist, muss zitiert werden (außer das Allgemeingut).
  • Zitieren 3: Aussagen, die Sie nicht mathematisch beweisen können, aber verwenden müssen oder wollen, also z.B. Aussagen über typische Größenordnungen usw., sollten Sie mit Zitaten belegen.
  • Stil: Bedenken Sie, dass der äußere Eindruck einer Arbeit nicht ganz unwichtig ist. Versuchen Sie, einen gewählten Stil durchzuhalten. Das gilt z.B. für die Nummerierung der Gleichungen, die Gestaltung der Bildunterschriften sowie das Format der Zitate.
  • Für Abbildungen hätte ich folgenden Vorschlag: Keine Überschrift über den Graphiken. Stattdessen bei der Bildunterschrift: System, welche Größe, technische Einzelheiten. Beispiel: "Tetraeder mit $s_i=1/2$ und antiferromagnetischer Kopplung $J=-1$~K: Entropie $S$ als Funktion der Temperatur $T$ für unterschiedliche $B$ ($B=1$~T rote durchgezogene Kurve, $B=2$~T grüne gestrichelte Kurve)." Alternativ eine Legende.
  • Für die Literaturangaben nutzen Sie bitte bibtex. Dazu stellen wir Ihnen gern vorhandene bibtex-Datenbanken zur Verfügung und erklären Ihnen, wie es geht.
  • Sie können von uns auch erprobte Latex-Macros bekommen.
  • Besprechen Sie die Arbeit mit dem Betreuer (also mit mir)! Das ist völlig in Ordnung, hat auf die Note keinen Einfluss und führt nur zu weiteren Verbesserungen.


Sammelsurium
  • Kapitel beginnen auf einer neuen rechten Seite, auch wenn man dadurch eine leere Seite einfügen muss
  • Zitate können in einem \cite{}-Befehl zusammengefasst werden, also \cite{ref1,ref2,ref3} - sieht besser aus.
  • Sätze mit Formel am Ende haben das Satzzeichen nach der Formel abgetrennt mit einem Leerzeichen, also "\ ."
  • Chemische Symbole nicht kusiv, sondern H$_2$O
  • Physikalische Symbole sind kursiv, Einheiten nicht, d.h. T ist die Temperatur und T ist Tesla. Zwischen Zahl und Einheit kommt ein Leerzeichen, also $27.83$~K. In mathematischer Umgebung kann man \text{} verwenden (oder \mbox{}), also $27 \frac{\text{ps}}{\text{m}}$.
  • Im Deutschen muss man die Bindestriche zwischen allen Bestanteilen haben, z.B. Open-Source-Programm. Im Englischen "finite-size effect".
  • Keinen Unterabschnitt, z.B. 3.1 einfügen, wenn es kein 3.2 gibt.
  • Achsen von Graphiken usw. sollten gut erkennbar sein. Mathematica und andere Programme produzieren manchmal "stylischen" output in Grautönen, den man gedruckt schlecht sieht.
  • Größere Schrift in Mathematica-Plots: "BaseStyle -> {FontFamily -> "Helvetica", FontSize -> 18}" im Plotbefehl hinzufügen.
  • Größere Punktgrößen kann man z.B. so erhalten: "PlotStyle -> {PointSize[0.03], Red}" im Plotbefehl hinzufügen.
  • Sie dürfen gern Latex-Definitionen von mir verwenden, z.B. \op{}. Sie stehen in physics-macros.tex. Die datei kann mit \input{physics-macros} in ein Latex-Dokument eingebunden werden.
  • \op{\vec{s}}_j macht Tilde, Vektorpfeil und Index richtig.
  • Groß-S und klein-s und ebenso M und m auseinanderhalten.
  • Einige Dinge sind in neuer Rechtschreibung ungewöhnlich, aber da sehe ich selbst nicht durch.
 
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